Interview „Ernährung ist stärker als jedes Medikament“
Chronische Entzündungen nehmen in der Bevölkerung messbar zu. Das Problem: Sie sind an der Entstehung zahlreicher Krankheiten beteiligt – von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen bis hin zu Krebs.
Prof. Dr. Dominik Schulte, Facharzt für Innere Medizin, Diabetologie und Ernährungsmedizin erklärt im Interview, welche Rolle unsere heutige Ernährung dabei spielt.
Warum sind chronische Entzündungen ein Problem für unseren Körper?
Unter chronischen oder auch metabolischen Entzündungen verstehen wir Entzündungen, die der Körper nicht allein heilen kann. Anders ist das bei Krankheiten, die durch Viren oder
Bakterien ausgelöst werden. Diese kann unser Immunsystem bekämpfen und die Entzündung klingt meistens schnell wieder ab. Bei chronischen Entzündungen hingegen ist das nicht der Fall und es kommt zu einem ständigen Entzündungsprozess im Körper. Das
wiederum belastet unser gesamtes System, kann alle Organe betreffen und ist daher ein großes Problem für unseren Körper.
Welche Rolle spielen Entzündungen bei der Entstehung anderer Krankheiten wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs?
Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Probleme, Stoffwechselerkrankungen oder Krebs können Folgen chronischer Entzündungen sein. Hier kommt es drauf an, welches Organ befallen ist. Ist zum Beispiel unser Herz betroffen, kann das zu einer Herzschwäche führen. Sitzt die
Entzündung in unseren Fettzellen, kann Diabetes entstehen und auch die Entwicklung von Alzheimer kann begünstigt werden, wenn die chronische Entzündung unser Gehirn betrifft. Entzündungen im Gehirn können zudem unser Sättigungsgefühl beeinflussen und so zu
Adipositas frühen, was sich wiederum negativ auf den ganzen Körper auswirkt und weitere Entzündungen auslöst.
Welchen Einfluss hat unsere Ernährung auf die Entstehung von Entzündungen?
Metabolische Entzündungen entstehen durch ein Zuviel an Nährstoffen wie zum Beispiel Zucker oder Fetten – und hier liegt das Problem. Denn viele unserer heutigen Lebensmittel sind zu süß und zu fettig. Fruchtzucker ist ein gutes Beispiel. Er klingt gesund, macht aber nicht satt und gelangt direkt in die Leber. Kommt dort zu viel an, kann sich relativ schnell eine chronische Entzündung bilden. Gerade hochverarbeitete Lebensmittel sind kritisch zu betrachten und durch Industrie, Drive-In und Lieferservice wird uns eine ungesunde Ernährung heute leider recht leicht gemacht.
Wie sieht die ideale Ernährung aus?
Eine ideale Ernährung ist ausgewogen und abwechslungsreich. Verzichten muss man auf nichts, aber auf die Menge kommt es an. Obst in Maßen, Wasser anstatt Saft trinken und zu Vollkorn greifen. Es kann auch helfen, sich wieder bewusst zu machen, wo unsere Lebensmittel eigentlich herkommen. Die „goldenen Regeln“ und der Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind eine gute Orientierung für eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Wie kann man sonst noch vorbeugen?
Ausreichender Schlaf und viel Bewegung an der frischen Luft sind wichtig. Doch Bewegung wird auch oft überschätzt. Denn so viele Kalorien, wie wir über unsere Ernährung aufnehmen können, können wir mitunter gar nicht durch Sport und Co. verbrennen. Um eine gesunde Ernährung kommen wir also nicht herum, denn diese ist stärker als jedes Medikament. Und es ist nie zu spät, damit anzufangen.
Gesunde Ernährung leicht gemacht
Die Empfehlungen der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) helfen, sich
ausgewogen zu ernähren: www.dge.de/gut-essen-und-trinken
Der DGE-Ernährungskreis zeigt, wie eine gesunde Ernährung aussieht:
www.dge.de/dge-ernaehrungskreis
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