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Erkennen und behandeln Symptome für Reizdarm (RDS)
Gerade noch Verstopfung, dann plötzlich Durchfall – für Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) gehört dieses Wechselspiel im Darm häufig zum Alltag und kann diesen erheblich beeinträchtigen.
Das Reizdarmsyndrom ist eine häufige Darmfunktionsstörung, die jeden 7. Deutschen betrifft – besonders Frauen.
Typische Symptome bei Reizdarm sind wiederkehrende Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, die den Alltag erheblich beeinträchtigen können.
Reizdarm ist nicht gefährlich und verkürzt nicht die Lebenserwartung.
Die wirksamste Therapie kombiniert individuell angepasste Ernährung (FODMAP-Diät), Stressmanagement und bei Bedarf Medikamente.
Bei Verdacht sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um andere Erkrankungen auszuschließen und eine gezielte Behandlung zu starten.
mhplus unterstützt Sie mit dem Programm „Darmgesund – mit dem Ich-Faktor“ – inklusive Stuhlanalyse, Ernährungsberatung und digitaler Betreuung.
Was ist Reizdarm?
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine häufige Funktionsstörung des Darms, bei der wiederkehrende Magen-Darm-Beschwerden ohne erkennbare organische Ursache auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Durchfall, Verstopfung, Blähungen und besonders Bauchschmerzen. Die Intensität der Beschwerden kann dabei individuell stark schwanken.
Von einem Reizdarmsyndrom sprechen Ärzte dann, wenn die folgenden drei Bedingungen erfüllt sind:
Chronische Darmbeschwerden (mindestens 3 Monate) wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
Deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität im Alltag
Ausschluss anderer Darmerkrankungen durch ärztliche Untersuchungen wie Bluttests, Stuhlproben und häufig auch eine Darmspiegelung
Diese Bedingungen entsprechen der aktuellen S3-Leitlinie für das Reizdarmsyndrom, die unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) erstellt werden.
Typische Merkmale des Reizdarms:
Beschwerdefreie Phasen wechseln sich mit akuten Schüben ab
Symptome verstärken sich bei Reizdarm oft nach dem Essen oder bei Stress
Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer
Verschiedene Beschwerdebilder wechseln sich ab
Schneller Symptom-Check: Könnte es Reizdarm sein?
Bei Verdacht auf Reizdarm kann dieser Check eine erste Orientierung bieten. Beantworten Sie diese 8 Fragen, basierend auf der aktuellen S3-Leitlinie für Reizdarmsyndrom:.
Zeitraum: Leiden Sie seit mindestens 3 Monaten unter wiederkehrenden Bauchbeschwerden?
Häufigkeit: Treten die Beschwerden mindestens 1x pro Woche auf?
Stuhlgang-Zusammenhang: Bessern oder verschlechtern sich die Bauchschmerzen durch den Stuhlgang?
Stuhlgewohnheiten: Haben sich Ihre Stuhlgewohnheiten verändert (häufiger/seltener)?
Stuhlkonsistenz: Hat sich die Form/Festigkeit Ihres Stuhls allgemein verändert?
Begleitsymptome: Leiden Sie regelmäßig unter Blähungen oder Völlegefühl?
Alltagsbeeinträchtigung: Beeinträchtigen die Beschwerden Ihren Alltag oder Ihr Wohlbefinden?
Ausschlussdiagnostik: Wurden andere Darmerkrankungen bereits ärztlich ausgeschlossen?
Auswertung:
6 bis 8 Häkchen: Hohe Wahrscheinlichkeit für Reizdarm → Ärztliche Abklärung empfohlen
3 bis 5 Häkchen: Mittlere Wahrscheinlichkeit → Bei anhaltenden Beschwerden zum Arzt
0 bis 2 Häkchen: Niedrige Wahrscheinlichkeit → Andere Ursachen möglich
Erste Schritte bei Reizdarm-Verdacht
Bei Verdacht auf Reizdarm sollten Sie einen Arzt aufsuchen – zum Beispiel Ihren Hausarzt oder einen Gastroenterologen. Hier können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden und bei Bedarf direkt die passende Therapie eingeleitet werden.
Außerdem sind nicht nur die Symptome, sondern auch die Diagnose eines Reizdarmsyndroms komplex. Eine finale Diagnose kann nur durch Ärzte erfolgen, in der Regel vor allem durch Ausschluss anderer Erkrankungen, sowie auf Basis der aktuellen S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM).
Tipp: Starten Sie bei Verdacht auf Reizdarm ein Symptom-Tagebuch: Notieren Sie täglich Beschwerden, Mahlzeiten und Stress-Level.
Symptome des Reizdarmsyndroms im Detail
Bauchschmerzen und veränderte Stuhlgewohnheiten sind die häufigsten Symptome bei Reizdarm. Je nach vorherrschenden Beschwerden im Zusammenhang mit Stuhlgewohnheiten wird zwischen verschiedenen Typen des Reizdarmsyndroms unterschieden:
Obstipations-dominanter Typ (RDS-C): Betroffene leiden vorherrschend unter Verstopfung.
Diarrhö-dominanter Typ (RDS-D): Betroffene leiden vorherrschend unter Durchfall.
Mischtyp (RDS-M): Betroffene leiden unter Verstopfung und Durchfall im Wechsel.
Nicht klassifizierbarer Typ (RDS-U): Die Stuhlkonsistenz-Muster erfüllen nicht die Kriterien der drei anderen Typen und können daher nicht eindeutig zugeordnet werden.
Bauchschmerzen und Krämpfe: Die häufigsten Begleiter bei Reizdarm
Menschen mit Reizdarmsyndrom leiden besonders unter wiederkehrenden Bauchschmerzen, die mindestens einmal pro Woche auftreten und über drei Monate andauern. Typischerweise:
Konzentrieren sich die Schmerzen auf den Unterbauch
Bessern sich die Beschwerden nach dem Stuhlgang
Schwankt die Intensität von leichtem Ziehen bis zu starken Krämpfen
Verstärken sich die Schmerzen häufig nach den Mahlzeiten
Viele Betroffene berichten zudem von mehreren Schmerzattacken pro Woche, die oft in Stresssituationen zunehmen.
Wechselhafter Stuhlgang bei Reizdarm: Von Verstopfung bis Durchfall
Das Reizdarmsyndrom äußert sich häufig durch einen unregelmäßigen Stuhlgang. Dabei können sich Phasen von Verstopfung und Durchfall abwechseln
Verstopfung beim Reizdarmsyndrom
Der Stuhlgang erfolgt weniger als dreimal pro Woche
Die Entleerung ist oft mühsam
Nach dem Toilettengang bleibt häufig ein Gefühl der unvollständigen Entleerung
Durchfall als Reizdarm-Symptom
Häufig morgendlicher Durchfall, besonders in Stresssituationen
Stuhlgang bessert zunächst die Beschwerden, kann aber mehrfach am Tag wiederkehren
Starkes Dranggefühl
Im Gegensatz zu einem Magen-Darm-Infekt hält der Durchfall länger an
Blähungen und Völlegefühl bei Reizdarm
Ein aufgeblähter Bauch und vermehrte Gasbildung treten häufig begleitend auf – besonders nach den Mahlzeiten oder dem Verzehr bestimmter Lebensmittel. Das aus den Blähungen resultierende Völlegefühl wird von vielen Betroffenen als besonders belastend empfunden und kann den Alltag stark einschränken.
Typische Begleitsymptome bei Reizdarm
Die Beschwerden eines Reizdarmsyndroms können Betroffene sehr belasten und auch über den Darm hinaus gehen. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter:
Depressive Verstimmungen durch die chronische Belastung
Hilfe bei Reizdarm
Das mhplus bietet Reizdarmpatienten das Programm „Darmgesund – mit dem Ich-Faktor“. Das Programm umfasst unter anderem eine Stuhlprobe, eine Befragung zu Ihren Ernährungsgewohnheiten und eine ausführliche Beratung.
Moderne Behandlungsoptionen: Was hilft bei einem Reizdarm?
Das Reizdarmsyndrom ist grundsätzlich nicht heilbar. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern.
Da die genauen Ursachen des Reizdarmsyndroms sehr individuell sind, gibt es keine einheitliche Behandlung, die bei allen Betroffenen gleich gut wirkt. Ein ganzheitlicher, individueller Ansatz verspricht dabei den größten Erfolg. Die wichtigsten Säulen zur Behandlung des Reizdarmsyndroms sind:
1. Ernährungsumstellung
Der Schlüssel zur Darmgesundheit ist oft eine gezielte Ernährung. Eine entzündungshemmende Ernährung kann sich positiv auf Menschen mit Reizdarmsyndrom auswirken. Besonders die FODMAP-arme Ernährung wird in der S3-Leitlinie für das Reizdarmsyndrom als wirksamste Ernährungstherapie empfohlen und hilft vielen Reizdarm-Patienten.
Dabei werden zunächst bestimmte fermentierte Lebensmittel und andere kritische Nahrungsmittel gemieden und später schrittweise wieder eingeführt.
Wichtig: Die Umstellung auf eine FODMAP-arme Ernährung – oder jede andere strikte Diät – sollte unbedingt durch ärztliches Fachpersonal oder eine qualifizierte Ernährungsberatung begleitet und überwacht werden. Sie erfolgt in drei Phasen:
Eliminationsphase: Bestimmte Lebensmittel werden für 6 bis 8 Wochen gemieden
Bauchmuskeltraining kann die Verdauung unterstützen
Weniger Stress tut nicht nur Ihrer Seele, sondern auch Ihrem Darm gut. Wenn Sie Stress im Alltag reduzieren möchten, versuchen Sie es hiermit:
Progressive Muskelentspannung
Autogenes Training
Achtsamkeitsübungen
Regelmäßige Entspannungspausen im Alltag
Auch Therapie- oder Selbsthilfegruppen können Betroffenen bei der Krankheitsverarbeitung helfen und zu einer Linderung führen.
3. Medikamentöse Behandlung
Je nach vorherrschenden Reizdarm-Symptomen können in Absprache mit Ihrem Arzt auch verschiedene Medikamente eingesetzt werden.
Behalten Sie dabei immer im Hinterkopf: Es gibt nicht die eine Lösung für alle. Vielmehr sollten Sie ausprobieren, was für Sie am besten funktioniert. Auch wenn die Beschwerden belastend sind – mit der richtigen Strategie und professioneller Unterstützung lässt sich ein Reizdarmsyndrom gut in den Griff bekommen.
Reizdarm: Auslöser und Trigger erkennen
Reizdarm entsteht durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Wenn Sie Ihre individuellen Trigger kennen, können Sie vielen Symptomen gezielt gegensteuern.
Was die Psyche mit Reizdarm zu tun hat
Unser Darm und Gehirn stehen mit über 100 Millionen Nervenzellen in ständigem Austausch. Wegen des großen Zusammenhangs zwischen Darmgesundheit und Psyche wird der Darm auch als „zweites Gehirn“ bezeichnet.
Was das bedeutet: Stress, Emotionen und Gedanken beeinflussen direkt Ihre Verdauung. Umgekehrt senden Darmbakterien Signale ans Gehirn, die Ihre Stimmung beeinflussen können.
Emotionen: Angst, Ärger, Trauer können direkt auf den Darm wirken
Ernährung und Reizdarm
Bestimmte Lebensmittel können die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und Beschwerden bei Reizdarm verstärken. Eine Gruppe von Kohlenhydraten spielt dabei eine besondere Rolle: Die sogenannten FODMAPs werden im Darm nur schwer aufgespalten und können daher Beschwerden verstärken. Zu diesen FODMAPs gehören beispielsweise Fruktose, Laktose, Weizen oder Ballaststoffe in Hülsenfrüchten.
Auf diese Nahrungsmittel reagieren viele Betroffene ebenfalls empfindlich:
Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut
Fettreiche Mahlzeiten
Scharfe Gewürze (reizen die Darmschleimhaut)
Kohlensäure (fördert Blähungen)
Äußere Einflüsse im Alltag
Auch Ihr Lebensstil und verschiedene Umweltfaktoren können das Reizdarmsyndrom beeinflussen. Zu den wichtigsten Faktoren gehören:
Ein Symptom-Tagebuch kann bei Reizdarm dabei helfen, Ihre individuellen Trigger zu identifizieren. Notieren Sie täglich:
Gegessene Mahlzeiten und Getränke
Art und Stärke der Beschwerden
Stresslevel und besondere Ereignisse
Stuhlgang und seine Beschaffenheit
Medikamenteneinnahme
Nach einigen Wochen können Sie so oft Muster erkennen, die Ihnen bei der gezielten Behandlung helfen.
Häufige Fragen zu Reizdarm
Nein, Reizdarm ist nicht gefährlich und verkürzt nicht die Lebenserwartung. Es führt auch nicht zu Darmkrebs oder anderen schweren Erkrankungen. Die Beschwerden sind real und können sehr belastend sein, aber das Syndrom ist ungefährlich.
Reizdarm ist nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. Bei 70 bis 80 % der Patienten bessern sich die Beschwerden deutlich durch die richtige Therapiekombination aus Ernährung, Stressmanagement und ggf. Medikamenten.
Das ist sehr individuell. Die FODMAP-arme Ernährung hat sich bewährt – dabei werden zunächst Weizen, Zwiebeln, Äpfel, Milchprodukte und bestimmte Süßstoffe gemieden. Durch systematisches Wiedereinführen finden Sie Ihre persönlichen Trigger.
Das variiert individuell. Bei der FODMAP-Diät zeigen sich oft schon nach 2 bis 6 Wochen erste Verbesserungen. Stressmanagement und ganzheitliche Ansätze können einige Monate dauern, bis sich deutliche Erfolge einstellen.
Autorin: Nadine Weißschuh (suxeedo Redaktion), Expertenunterstützung Dr. med. Constantin Weichert (Assistenzarzt für Innere Medizin/Nephrologie)
Die medizinischen Texte in der Rubrik mhplus-krankenkasse.de/wissen geben grundlegende Informationen zu Gesundheitsthemen und Erkrankungen. Sie ersetzen nicht die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und dürfen nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden empfehlen wir immer den Arztbesuch. Nur der behandelnde Arzt kann eine Diagnose stellen oder eine konkrete Therapieempfehlung geben. Die Inhalte unserer Seiten wurden mit größter Sorgfalt erstellt. Die mhplus kann dennoch ausdrücklich keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Verlässlichkeit, Qualität und Aktualität geben. Werden bestimmte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren erwähnt, so dient dies ggf. der vollständigen Informationen zu allen gängigen Möglichkeiten. Darunter sind möglicherweise auch solche, deren Nutzen und Wirkung noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen sind, und die daher von Rechts wegen nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten sind. Nur durch ihre Erwähnung ergibt sich kein Anspruch auf Kostenerstattung.