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Müdigkeit in der Schwangerschaft Wenn jeder Tag zur Herausforderung wird

Mehr als 90 Prozent aller Schwangeren erleben eine ausgeprägte Erschöpfung: ein völlig normaler, physiologischer Begleiter der Schwangerschaft. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich diese Müdigkeit jedoch deutlich lindern, sodass der Alltag wieder leichter fällt.

Müdigkeit in der Schwangerschaft: Das Wichtigste in Kürze

  • Über 90 Prozent aller Schwangeren erleben eine ausgeprägte Müdigkeit, besonders im ersten und dritten Trimester.
  • Im ersten Trimester steigt das Blutvolumen stark an (um rund 40–50 %), was den Kreislauf belastet und den Hämoglobinwert vorübergehend senkt („physiologische Anämie der Schwangerschaft“) – ein wesentlicher Grund für die frühe Erschöpfung.
  • Das Hormon Progesteron wirkt zusätzlich beruhigend und verlangsamt den Stoffwechsel.
  • Im zweiten Trimester nimmt die Müdigkeit meist deutlich ab, kehrt jedoch gegen Ende der Schwangerschaft häufig zurück.
  • Ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und Bewegung an der frischen Luft können die Erschöpfung spürbar lindern.
  • Extreme Müdigkeit in Kombination mit weiteren Symptomen sollte ärztlich abgeklärt werden, um Eisenmangel oder Schilddrüsenprobleme auszuschließen.

Warum macht Schwangerschaft so müde?

Der weibliche Körper leistet während der Schwangerschaft Außergewöhnliches. Die Erschöpfung hat mehrere ineinandergreifende Ursachen, die alle auf die grundlegenden Veränderungen im Organismus zurückzuführen sind.

Hormonelle Umstellung als Hauptursache

Das Schwangerschaftshormon Progesteron spielt die zentrale Rolle bei der Entstehung von Müdigkeit. Der Progesteronspiegel steigt bereits kurz nach der Befruchtung stark an und erreicht im ersten Trimester Höchstwerte. Dieses Hormon hat eine beruhigende, fast sedierende Wirkung auf das zentrale Nervensystem: Es entspannt die Muskulatur und bereitet den Körper auf die Schwangerschaft vor – mit dem Nebeneffekt, ständig müde zu sein.

Zudem erhöht Progesteron leicht die Körperkerntemperatur, was ebenfalls zu einem stärkeren Ruhe- und Schlafbedürfnis führen kann. Weitere Schwangerschaftshormone wie das humane Choriongonadotropin (hCG) verstärken diesen Effekt zusätzlich. Der gesamte Hormonhaushalt befindet sich im Umbau, was den Organismus erheblich beansprucht.

Körperliche Anpassungsprozesse kosten Energie

Parallel zur Hormonumstellung finden grundlegende körperliche Veränderungen statt. In der Frühschwangerschaft sinkt der Blutdruck häufig ab, was zu Kreislaufproblemen und verstärkter Müdigkeit führen kann. Gleichzeitig schwankt der Blutzuckerspiegel stärker als gewöhnlich, da sich der Stoffwechsel neu einstellt.

Die Blutproduktion steigt bis zum Ende der Schwangerschaft um etwa 40 bis 50 Prozent deutlich an. Das Herz der Mutter muss mehr arbeiten, um das erhöhte Blutvolumen durch den Körper zu pumpen. Diese zusätzliche Belastung des Herz-Kreislauf-Systems kann zu Erschöpfung führen.

Der verlangsamte Stoffwechsel sorgt dafür, dass der Körper Nährstoffe effizienter verwertet und Reserven für das Baby anlegt. Diese Umstellung kostet jedoch zunächst viel Energie.

Der Körper arbeitet rund um die Uhr

In den ersten Wochen konzentriert sich der Organismus zunächst auf den Aufbau der Plazenta, die als Versorgungsorgan für das Kind dient. Dieser Prozess läuft kontinuierlich ab und ist sehr ressourcenintensiv. Parallel dazu entwickeln sich alle Organe des Babys, was zusätzliche Energie bindet.

„Die Entwicklung der Plazenta und das Wachstum des Babys erfordern enorme Energiemengen. Viele Schwangere unterschätzen, welche Höchstleistung ihr Körper jeden Tag vollbringt", so Hebamme Evi Bodman.

Müdigkeit im Schwangerschaftsverlauf

Die Intensität der Erschöpfung verändert sich mit fortschreitender Schwangerschaft. Jedes Trimester bringt eigene Herausforderungen und Entlastungsphasen mit sich.

Erstes Trimester: Die Phase größter Erschöpfung

Zwischen der ersten und zwölften Schwangerschaftswoche erleben die meisten Frauen die stärkste Müdigkeit. Der Körper stellt sich komplett um, die Hormonkonzentrationen steigen rapide an, und die Plazentaentwicklung läuft auf Hochtouren.

Viele Schwangere leiden zusätzlich unter Übelkeit und Erbrechen, was die Erschöpfung weiter verstärkt. Der Schlaf ist häufig unruhig, da der Körper nachts intensiv arbeitet.

Zweites Trimester: Aufatmen und neue Energie

Das zweite Trimester gilt als angenehmste Phase der Schwangerschaft. Zwischen der 13. und 27. Schwangerschaftswoche gewöhnt sich der Organismus an die veränderten Hormonwerte. Der Progesteronspiegel bleibt zwar erhöht, aber der Körper hat sich angepasst.

Die Übelkeit lässt nach, der Bauch ist noch nicht zu schwer, und viele Schwangere fühlen sich deutlich energiegeladener. Oft kehren Lust auf Bewegung, Sport und soziale Aktivitäten zurück – das Leben fühlt sich wieder normaler und unbeschwerter an. Viele Frauen empfinden die ersten Kindsbewegungen als beruhigend und verbindend, was sich positiv auf das psychische und emotionale Wohlbefinden auswirkt. Der Schlafbedarf normalisiert sich häufig, und Alltagsaktivitäten fallen wieder leichter.

Drittes Trimester: Rückkehr der Müdigkeit

Ab der 28. Schwangerschaftswoche kehrt die Erschöpfung oft zurück. Das zusätzliche Gewicht belastet den Bewegungsapparat, der wachsende Bauch erschwert eine bequeme Schlafposition. Häufiger Harndrang unterbricht die Nachtruhe mehrfach.

Hinzu kommen weitere körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Sodbrennen oder Kurzatmigkeit. Das Baby drückt auf die inneren Organe, was die Atmung erschwert und den Körper zusätzlich anstrengt. Viele Schwangere kämpfen in dieser Phase mit Schlafstörungen, was die Müdigkeit am Tag verstärkt.

Wann Müdigkeit in der Schwangerschaft bedenklich wird

Müdigkeit in der Schwangerschaft ist normal, doch extreme Erschöpfung kann auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Bestimmte Warnsignale sollten ernst genommen werden.

Eisenmangel als häufige Ursache

Der erhöhte Eisenbedarf während der Schwangerschaft führt bei vielen Frauen zu einem Mangel. Der Mehrbedarf in der Schwangerschaft wird nicht immer über die Ernährung gedeckt. 

Ein Eisenmangel kann sich durch verschiedene Symptome äußern. Dazu zählen beispielsweise blasse Haut, Schwindel, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und depressive Verstimmungen. Bei einer ausgeprägten Anämie sinkt die Sauerstoffversorgung im Körper, was die Erschöpfung zusätzlich verstärkt.

Im Rahmen der Vorsorge wird in der Regel der Hämoglobinwert (Hb) kontrolliert. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob ausreichend rote Blutkörperchen für den Sauerstofftransport vorhanden sind. Der Hb-Wert kann jedoch noch im Normbereich liegen, obwohl die Eisenspeicher – gemessen am Ferritinwert – bereits deutlich vermindert sind. Man spricht dann von einem Eisenmangel ohne Anämie. Dieser Zustand kann sich unter anderem durch Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder blasse Haut äußern, wird jedoch häufig übersehen. Bei anhaltender Erschöpfung lohnt es sich daher, den Frauenarzt oder die Hebamme gezielt auf eine Ferritinkontrolle anzusprechen.

Schilddrüsenprobleme erkennen

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann sich während der Schwangerschaft neu entwickeln oder eine bereits bestehende Erkrankung wie Hashimoto-Thyreoiditis verstärken. Die Schilddrüse steuert den gesamten Stoffwechsel, eine Unterfunktion verlangsamt viele Körperprozesse und kann starke Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, depressive Verstimmungen und Konzentrationsprobleme verursachen.

Frauen mit bekannter Schilddrüsenproblematik sollten ihre Hormonwerte möglichst früh in der Schwangerschaft kontrollieren lassen und in jedem Trimester überprüfen. Auch nach der Geburt sind erneute Kontrollen empfehlenswert, da es im Wochenbett häufiger zu Schwankungen der Schilddrüsenfunktion kommt. „Bei bestehender Schilddrüsenproblematik ist eine engmaschige Kontrolle in der Schwangerschaft wichtig. Und auch im Wochenbett sollten die Werte nochmal überprüft werden, da sich die Funktion verändern kann," so Hebamme Evi Bodman. 

Wann ärztliche Abklärung notwendig ist

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Müdigkeit so ausgeprägt ist, dass Schwangere den Alltag kaum noch bewältigen können. Weitere Alarmzeichen sind:

  • anhaltende Erschöpfung trotz ausreichendem Schlaf,
  • Schwindelgefühle und Ohnmachtsanfälle,
  • starke Kopfschmerzen,
  • depressive Verstimmungen oder Angstzustände
  • ungewöhnliche Blässe oder Atemnot.

Was hilft gegen Schwangerschaftsmüdigkeit?

Gegen die hormonell bedingte Grundmüdigkeit lässt sich wenig ausrichten, doch verschiedene Maßnahmen können die Erschöpfung deutlich lindern und den Alltag erleichtern.

Ausreichend Schlaf und bewusste Ruhephasen

Schwangere sollten den erhöhten Schlafbedarf ernst nehmen. Mindestens acht Stunden Nachtschlaf bilden die Grundlage. Wer nachts schlecht schläft, kann durch kurze Mittagspausen oder einen 20-minütigen Powernap neue Energie tanken.

Auch bewusste Ruhe ohne Schlaf kann helfen, den Körper zu regenerieren, vorausgesetzt, sie erfolgt ohne äußere Reize oder Ablenkungen. Statt Handy, Fernsehen oder Social Media eignen sich Meditation, geführte Entspannungsreisen, Yoga Nidra oder ruhige Atemübungen, um Körper und Geist spürbar zu beruhigen.

Im fortgeschrittenen Stadium hilft die richtige Schlafposition: Seitenlage, idealerweise auf der linken Seite, entlastet die Vena cava (Hohlvene) und verbessert die Durchblutung. Stillkissen oder spezielle Schwangerschaftskissen unterstützen eine bequeme Position.

Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert den Kreislauf und verbessert die Schlafqualität. Feste Bettgehzeiten helfen dem Körper, sich auf die Ruhephasen einzustellen.

Ernährung einstellen

Eine ausgewogene Ernährung liefert die notwendige Energie und stabilisiert den Blutzuckerspiegel. Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt verhindern Unterzuckerung und die damit verbundenen Energietiefs.

Eisenreiche Lebensmittel sollten regelmäßig auf dem Speiseplan von schwangeren Frauen stehen:

  • rotes Fleisch,
  • Hülsenfrüchte wie Linsen und Kichererbsen,
  • grünes Blattgemüse wie Spinat und Grünkohl,
  • Vollkornprodukte und
  • Nüsse und Samen.

Vitamin C verbessert die Aufnahme von pflanzlichem Eisen (Nicht-Hämeisen), etwa aus Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten oder Gemüse. Eine Kombination mit Paprika, Zitrusfrüchten oder Beeren steigert hier die Eisenverfügbarkeit deutlich. Bei tierischen Quellen wie Fleisch oder Fisch (Hämeisen) spielt Vitamin C dagegen keine Rolle für die Resorption.

Ausreichend Flüssigkeit, mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßte Tees pro Tag, unterstützt den Kreislauf und beugt Müdigkeit zusätzlich vor.

Bewegung als Gegenstrategie

Regelmäßige sanfte Bewegung wirkt paradoxerweise gegen Müdigkeit. Leichte sportliche Aktivitäten wie Schwimmen, Schwangerschaftsgymnastik oder Yoga fördern die Durchblutung und heben die Stimmung. Bereits ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft aktiviert den Kreislauf und sorgt für einen guten Schlaf.

Frische Luft und Tageslicht regulieren zusätzlich den Hormonhaushalt und wirken stimmungsaufhellend. Wer sich bewegt, fühlt sich insgesamt fitter und ausgeglichener.

Den Kreislauf gezielt anregen

Wechselduschen am Morgen bringen den Kreislauf in Schwung. Der Wechsel zwischen warm und kalt regt die Durchblutung an und vertreibt die Morgenmüdigkeit. Wichtig ist, immer mit kaltem Wasser zu enden. Viele Schwangere empfinden es jedoch als unangenehm, den Bauch kalt abzuduschen, das ist völlig normal. Es genügt daher, nur die Beine kalt abzubrausen, um denselben belebenden Effekt zu erzielen.

Bei niedrigem Blutdruck können Kompressionsstrümpfe helfen, den Rückfluss des Blutes aus den Beinen zu verbessern und Kreislaufprobleme zu lindern. Auch kleine Kreislaufübungen wie Fußkreisen oder Zehenstand fördern die Durchblutung und wirken aktiv gegen Erschöpfung.

FAQ

Ja, Müdigkeit gehört zu den häufigsten und normalsten Schwangerschaftsbeschwerden. Über 90 Prozent aller Schwangeren sind betroffen. Die hormonellen und körperlichen Veränderungen erfordern enorme Energiemengen, weshalb Erschöpfung eine natürliche Reaktion des Körpers ist. Der Körper braucht in dieser Zeit einfach mehr Schlaf, Ruhe und Pausen. Wer diesem erhöhten Erholungsbedarf nachgibt, fühlt sich meist deutlich ausgeglichener und weniger erschöpft.

Die Müdigkeit kann bereits wenige Tage nach der Befruchtung einsetzen, noch bevor die Schwangerschaft durch einen Test nachweisbar ist. Besonders stark ausgeprägt ist die Erschöpfung im ersten Trimester, wenn der Progesteronspiegel rapide ansteigt, das Blutvolumen sich deutlich verändert und die Plazentaentwicklung auf Hochtouren läuft.

Ja, indirekt spielt das Immunsystem eine Rolle. Während der Schwangerschaft passt sich das Immunsystem an, damit der Körper das Baby nicht als Fremdkörper abstößt. Diese immunologische Anpassung kostet Energie und kann zur allgemeinen Erschöpfung beitragen.

Jede Schwangerschaft verläuft individuell. Einige Frauen reagieren weniger empfindlich auf die Hormonumstellung oder haben von Natur aus einen stabileren Kreislauf. Auch der allgemeine Gesundheitszustand, die körperliche Fitness und die Stressbelastung vor der Schwangerschaft beeinflussen das Müdigkeitsempfinden.

Viele Frauen empfinden die Müdigkeit bei weiteren Schwangerschaften als intensiver, da sie bereits Kinder versorgen müssen und weniger Ruhemöglichkeiten haben. Der Körper erinnert sich jedoch an die hormonellen Veränderungen, wodurch die Anpassung manchmal schneller erfolgt.

Ja, extreme Müdigkeit beeinträchtigt die Konzentration und Reaktionsfähigkeit. Schwangere sollten daher besonders im Straßenverkehr vorsichtig sein und bei starker Erschöpfung auf das Autofahren verzichten. Auch im Haushalt steigt durch die verminderte Aufmerksamkeit das Risiko für Stürze oder andere Unfälle.

www.fau.de, abgerufen am 29.10.2025

www.gesundheit.gv.at, abgerufen am 29.10.2025

www.vivantes.de, abgerufen am 29.10.2025

www.hipp.de, abgerufen am 29.10.2025

www.hirslanden.ch, abgerufen am 29.10.2025

www.dr-nabielek.de, abgerufen am 29.10.2025

www.deutsches-schilddruesenzentrum.de, abgerufen am 29.10.2025

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